Es gibt keine Zufälle im Leben. Wir sind von wertvollen Begleiter*innen und Botschafter*innen umgehen. Es reicht nur, daran zu glauben und diese Hinweise schätzen zu lernen, zu zuhören und unserer Intuition zu folgen. Uns dann fallen zu lassen und die Bilder, die wir bekommen, zu malen. Ohne daran zu denken, ob das schön genug wäre, oder, oder…
Die Kreativität wird uns retten, in jeder Hinsicht. Davon bin ich überzeugt.
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G. Jung erzählt von einem Märchen, in dem ein Waisenjunge von seinen Dienstherren schlecht behandelt wird. Er läuft blindlings weg. Bald schon ist er im Wald fast am Verhungern. Auf einmal steht ein alter Mann vor ihm und gibt ihm einen guten Rat, wie er weiterkommen könne. Wie Jung sagt, wird dieser hilfreiche Mann aktiviert, wenn das Bewusstsein dringend einen Rat nötig hat, ihn aber nicht selber erzeugen kann. Mit anderen Worten:
Wir erhalten diese geistige Hilfe vom Unbewussten nur dann, wenn wir bereits selbst grösste Anstrengungen unternommen haben.
Wenn man sich aus geistiger Faulheit einfach zurücklehnt und hofft, dass das Unbewusste einen aus all den Schwierigkeiten im Leben hinausmanövrieren wird, wird es einem Streiche spielen. Aber wenn man sich selbst enorm anstrengt, dem Leben mit grösstem Mut ins Gesicht zu sehen, aber merkt, dass man vor einer Mauer steht und der ganzen Sache nicht gewachsen ist, dann tauchen in der Regel diese hilfreichen Gaben aus dem Unbewussten auf. /MARIE-LOUISE VON FRANZ: Archetypische Muster im Märchen/
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Für den Psychoanalytiker Erich Fromm ist Träumen ein schöpferischer Prozess, der Zugang schafft zu dem großen Reservoir von Erfahrungen und Erinnerungen, von dessen Existenz wir tagsüber nichts wissen. Wenn wir uns mit diesen Erfahrungen und Erinnerungen näher beschäftigen, uns auf ihre Symbolsprache einlassen, können wir Ähnlichkeiten mit den ältesten Schöpfungen der Menschheit, den Mythen, feststellen.
Wir haben verlernt, die Mythen wie auch die Märchen als Erfahrungen und Erinnerungen der Menschheit zu begreifen; wir können ihre Sprache nicht mehr verstehen.
Um Sachen, Menschen und Zusammenhänge auch über ihr äußeres Erscheinungsbild hinaus erfassen zu können, sollten wir diese Sprache in all ihrer Vielseitigkeit wieder kennenlernen. Märchen, Mythen und Träume werden so zum notwendigen Bestandteil unserer Welt. /Märchen, Mythen, Träume. Eine Einführung in das Verständnis einer vergessenen Sprache; Erich Fromm/
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Märchen – Wegweiser aus der Angst /Verena Kast „Vom Sinn der Angst“/
Auch im Märchen ist es wichtig, dass der Märchenheld oder die Märchenheldin ihre Angst spüren und sie akzeptieren. Solange sie große Angst haben, werden sie das ängstigende Problem nicht lösen können. Deshalb ist einer der wesentlichsten Hinweise zum Umgang mit der Angst im Märchen der, dass der Held oder die Heldin sich entwickeln muss. Dies geschieht indem er oder sie eben den Weg geht, den das Märchen beschreibt und indem er oder sie sich mit den Problemen konfrontieren, die jeweils anstehen. Die Helden tun aus eigener Kraft, was sie können. Im übrigen vertrauen sie auf Hilfe. Nachdem sie sich entwickelt haben, können sie das Problem angehen. So wird, zum Beispiel, im Grimmschen Märchen „Die Nixe im Teich“ die Nixe, die sehr viel Angst auslöst, erst nach einem langen Entwicklungs- und Beziehungsweg konfrontiert und auch verwandelt. Dabei wird das Angstmachende nicht etwa verdrängt, sondern im Bewusstsein bewahrt als ein Problem, das es zu beachten und hoffentlich einmal zu lösen gilt.
Wie im Traum, sind innere Begleiter und Begleiterinnen im Märchen auf diesen Wegen sehr wichtig. Oft sind es alte weise Frauen oder alte weise Männer.
Wenn die Ratlosigkeit am größten ist, dann tritt ein alter Mann oder eine alte Frau auf und geben einen Rat, der dann meistens nicht ganz befolgt wird, und der so den Helden oder die Heldin zwar auf den richtigen Weg setzt, ihnen aber nicht die Autonomie wegnimmt. Tiere können bedrohen, werden sie indessen akzeptiert, gesehen, nimmt man Kontakt mit ihnen auf, füttert man sie etc. sie können sie zu wichtigen Helfern werden.
Die Märchen regen auch an, das Bedrohliche nicht als ganz und gar bedrohlich aufzufassen, sondern den vertrauenserweckenden Aspekt zu beziehen.
Im Märchen flieht man, wenn man nicht gut ausgerüstet ist zum Kampf mit dem Bedrohlichen. Man kämpft, wenn man sich stärker fühlt. Allenfalls setzt man List ein, wenn man sich es mit einem überlegenen Gegner, einer überlegenen Gegnerin zu tun hat. List als eine kreative Idee kann man für sich nur dann einsetzen, wenn man nicht zu sehr von der Angst gequält ist. Im Märchen ist das dann der Fall, wenn man bei sich selber schon sehr vieles von dem, was einen von außen bedroht, gesehen und akzeptiert hat.
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Märchen als Schlüssel zur Heilung /Anita Johnston, Die Frau, die im Mondlicht aß/
Ess- Störungen überwinden durch die Weisheit uralter Märchen und Mythen.
Durch die Beschäftigung mit Mythen, Märchen und alten Legenden lernen die Frauen die Sprache der Metapher, eine Sprache, die sie für das Verständnis und das Akzeptieren der inneren Wahrheit brauchen, um die eigene mythische Realität zu finden und die tiefe Weisheit ihrer eigenen Geschichte zu verstehen. Diese Schatzkiste mit uralten Wissen enthält Mythen, Geschichten und Märchen, die Anita Johnston verwendet und die durch die Jahrhunderte genutzt wurden, um Frauen zu helfen, ihre innere Wahrheit zu finden.
Das Buch von Anita Johnston ist etwas sehr kostbares und wertvolles. Wenn Du das Buch noch nicht kennst, empfehle ich Dir das vom Herzen. Wenn doch, dann nimm es und lies wieder ein wenig davon. Es gibt keine Zufälle im Leben.
Anbei eine Geschichte aus dem Buch:
Danke für Dein Vertrauen!
Bleibe neugierig!
–––––––––––– Hier findest Du noch etwas über Märchen für Erwachsene, wenn Du Dich in einem Veränderungsprozess befindest und noch eine Malübung, falls Du das noch nicht entdeckst hast.
Quellen:
1.) MARIE-LOUISE VON FRANZ: Archetypische Muster im Märchen
2.) ERICH FROMM: Märchen, Mythen, Träume.
Eine Einführung in das Verständnis einer vergessenen Sprache
3.) VERENA KAST: Vom Sinn der Angst
4.) ANITA JOHNSTON: Die Frau, die im Mondlicht aß
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